Ein Blick in die Welt des Monsters Himmelblau

Monster Himmblau lenkte seine Wohnwolke zurück an den Ort, an dem sie sich oft befanden. Über dem Dorf oder ganz nahe davon. Außer wenn Schönwetter war, dann wollte Wolke unbedingt weit weg. Zu den anderern Wolken und dem Tiefdruckgebiet.

Himmelblau war also zurück und schimpfte vor sich hin. Eigentlich erzählte es den vielen, fein zerstäubten Wassertröpfchen innerhalb der Wolke, was geschehen war. "Da kam plötzlich dieses Flugzeug der Menschen an uns vorbeigesaust! Und fetzte unsere ganze schöne Wohnwolke mit. Alles durcheinander hier! "

Das Monster räumte auf. Sein selbstgebautes Wolkenbett, seinen umgekippten, bequemen Sessel.  Himmelblau knurrte ärgerlich dabei, denn es dachte noch immer an den Unfall mit dem Flugzeug. "Fehlt nur noch, dass Schönwetter kommt, ich spüre es schon kribbeln in meinen Pfoten." Es streckte seine kurzen vier Finger weg und zog sie wieder ein. Dann seine Zehen. "Oh, ich spüre wie viele Luftmassen hinunterziehen und unten dann Hochdruck machen. Hm. Aber eigentlich, das sag ich euch, das Kind, das ich im Flugzeug gesehen hab, das war richtig interessant. Hatte ein bisserl ein Sturmgesicht, freche lustige Augen und das Haargebüsch über dem Gesicht passte genau dazu." Wolke bewegte sich ein wenig, sie wusste, Himmelblau liebte Temperament.

Himmelblau seufzte. Dann bekam es Durst. Es formte aus Wolkenmaterial einen Becher. Mit dem schöpfte es ein paar Mal in der Wolke herum. Schon hatte es ein Getränk. Der kleine Hunger meldete sich. Also schnappte es sein Sieb, das aussah wie ein Spinnennetz. Mit dem strich es durch seine Wolke und sammelte all die Samen, die hochgeflogen kamen, ein. Mit Wassertröpfchen gemischt, eindreiviertel Sonnenstrahlen dazu, so schmeckte es wunderbar.

Es seufzte wieder. Es hatte großen Hunger, also musste es sich etwas beschaffen. Es schaute auf der einen Seite seiner Wolke hinunter und schnupperte, dann von der anderen Seite. Himmelblau schnüffete wieder. "Ach! Da unten kocht jemand Gulasch, und es duftet und dampft herauf. Auf der anderen Seite gibt es Apfelstrudel!"  Himmelblau entschied sich für Apfelstrudel.

Es nahm eine Wolkenschale, gab den Duft hinein, mischte Sonnenstrahlen und Wolkenwasser dazu und fertig war sein Strudel. Danach hatte es noch Hunger und dachte an das Gulasch.

Doch als es auf der anderen Seite Duft holen wollte, da kam ganz etwas anderes herauf.  Gülle! Ein Bauer fuhr gerade auf dem Feld und düngte mit dem stinkenden Zeug. Himelblau kannte es schon und lief schnell zur Rückseite seiner Wolke. "Wie gut, dass Wohnwolke so weit ist! Ha! Aber, was kommt da herauf?" Himmelblau schnupperte. Unten liefen Kinder herum, sie riefen und lachten. Ah! Der Duft von Spaß, den fing sich Himmelblau ein und wenn es ihn nicht gleich in seine Monsterhaut einstrich wie eine Sonnencreme, dann gab es ihn in seine Wolkentruhe.

Himmelblau war stolz auf seine Idee. Irgendwann ist es darauf gekommen, dass es nicht nur Düfte, sondern auch Gedanken der Menschen sammeln könnte.  Es sammelte die Gedanken, teilte sie auf und steckte sie in zwei Kisten. Oh, und was es damit alles machen konnte! Himmelblau war wirklich ein schlaues Monster.



ausgewachsen 2. Teil - GOLDGELB

 

Lia flog in einer Blätterwolke dahin. Und dahin und dahin. Dann senkte sich die Wolke hinab und Lia landete auf einem erdigen Boden. Langsam legten sich die Blätter, eine braune Welt tauchte vor ihr auf, über ihr wölbte sich ein grauer Himmel. Sie setzte sich auf. "Huch!"

Lia wandte den Kopf und starrte in viele, kleine Gesichter von lauter kleinen Menschen? Oder was waren die? Menschenähnliche Kreaturen, klein, etwas rundlich, alle gleich, wie lauter Zwillinge mit einer Ausnahme. Sie hatten verschieden bunte Bärte. Alle, fast alle. 

Nun wusste Lia nicht, sollte sie sich ein wenig fürchten? Es war eine ziemliche Meute, wie es aussah - nur - wenn sie auch klein waren, wer weiß? Bissig oder giftig?

Die kleinen Kreaturen starrten noch immer, während sie langsam näher rückten. Lia sprach sie an, indem sie versuchte etwas Nettes zu sagen. "Boah, eine öde Welt, aber eure Bärte sind echt genial!"

Plötzlich machten sie einen Schritt nach hinten. "Aha!", dachte Lia, "Sie haben Angst!"

Sie erhob sich ganz langsam, um die Kleinen nicht weiter zu erschrecken. Alle fixierten sie mit Blicken und Lia hatte das Gefühl, dass tausende kleine funkelnde Äuglein, so wie Mäuseaugen etwa, auf sie gerichtet waren. "Ich, ich tu euch doch nichts!"

 

Wie auf Befehl verneigten sich alle gleichzeitig und das taten sie vor ihr, ja vor Lia! Sie wandte sich sicherheitshalber um, aber die Wesen meinten wirklich sie. Also, das war ihr echt peinlich. Beim Umdrehen hatte sie weit hinten einen strahlenden Himmel am Horizont bemerkt und auch das Land dort schien grün und freundlich. Sie ging kurzerhand darauf zu. Die Meute bewegte sich hinter ihr her. Als Lia vor einer Schlucht stehen blieb und überlegte, wie sie den tiefen Graben und den reißenden Bach, der unten floss, überwinden könne, da begannen die Leutchen, Männer-und Frauenstimmen, zu jammern und zu bibbern. Einer trat vor. Lass es , bitte lass es, es ist gefährlich! Komm mit uns, du sollst unsere Königin sein!"

Lia lächelte. Was sollte das? Sie überlegte und während sie das tat, drehte sie ihr Armband. Ach ja, das Armband, was stand da noch schnell geschrieben? "Un, deux, trois, supergirl!" Kaum hatte sie es ausgesprochen, wuchs etwas aus dem Boden und spannte sich über den Graben, es war eine echte Brücke. Die Meute winselte fein und warf sich in den Staub ...

 

Noch ahnten sie nichts von der bevorstehenden Reise mit Aussicht auf Reichtum und der erschreckenden Entdeckung der Deckelwelt, in welcher die armen Buntbärte leben mussten.